1920. Am 27. Juli verbietet der Minister für Öffentliche Wohlfahrt in Düsseldorf allen Roma und Sinti das Betreten öffentlicher Wasch- und Erholungseinrichtungen (Schwimmbäder, Badehäuser, Parks, etc.). In Deutschland argumentieren der Psychiater Karl Binding und der Magistrat Alfred Hoche für die Tötung von „Ballastexistenzen“, solchen Individuen, die nur eine Belastung für die gesamte Menschheit darstellen; hierzu zählen sie Roma. Das Konzept von „lebensunwürdigem Leben“ wird 1933 zum Kern der Nazi-Rassenpolitik, als am 14. Juli jenes Jahres ein Gesetz mit eben dieser Bezeichnung von Adolf Hitler eingeführt wird.

1921. Die neue tschechoslowakische Republik erkennt Roma als eigenständige “Nationalität” an. Diese Gesetzgebung wird später zurückgezogen.

1922. In Baden werden Auflagen eingeführt, laut denen von allen Roma und Sinti Fotos und Fingerabdrücke archiviert werden müssen. Weiterhin müssen sie ständig vollständige Dokumente mit sich tragen.

1923. In Bulgarien beginnt die Romani Zeitschrift Istiqbal (Zukunft) ihre Veröffentlichung.

1924. In der Slowakei wird eine Gruppe Roma wegen Kannibalismus angeklagt. Sie werden freigesprochen.

1925. Die Sowjetische Romani Autorenvereinigung wird in der Sowjetunion gegründet, dann unterdrückt.
Bei einer Konferenz über die Zigeunerfrage schlägt Bayern ein Gesetz zur Zwangsansiedlung von Roma und Sinti vor, sowie die Einkerkerung von jenen, die nicht regelmäßig arbeiten (bezeichnet als „arbeitsscheu“), in Arbeitslagern für bis zu zwei Jahren, aus Gründen der „öffentlichen Sicherheit“. Dies betrifft ebenso angesiedelte wie nicht-sesshafte Roma.

1926. Die Schweizer Vereinigung Pro Juventute beginnt, “eingedenk der Theorien von Eugenik und Fortschritt”, Romakinder ohne Einwilligung von ihren Eltern zu entfernen, ihre Namen zu ändern und sie in Waisenhäuser zu stecken. Das Programm wird bis 1973 fortgesetzt und wird nicht bekannt bis in die 1980er Jahre. Die Schweiz hat sich bei den Roma entschuldigt, lehnt es jedoch rigoros ab, ihnen Zugang zu den Akten zu gewähren, damit sie die ihnen geraubten Kinder wieder finden können.
Am 16. Juli wird das bayrische “Gesetz zum Kampf gegen Zigeuner, Vagabunden und Faulenzer“, das bei der Konferenz 1925 vorgeschlagen wurde, verabschiedet. Es wird in der legislativen Versammlung wie folgt gerechtfertigt: „[Zigeuner] widersetzen sich von Natur aus jeder Form von Arbeit, und finden es besonders schwierig, jede Einschränkung ihres nomadischen Lebens zu tolerieren; nichts trifft sie daher härter als der Verlust ihrer Freiheit, verbunden mit Zwangsarbeit“. Das Gesetz verlangt die Registrierung aller Roma und Sinti, ob angesiedelt oder nicht, durch die Polizei, das Einwohnermeldeamt und das Arbeitsamt in jedem Bezirk. Der bayrische Staatskanzler Hermann Reich lobt „die Umsetzung des Zigeunergesetzes …. Dieses Gesetz gibt der Polizei den rechtlichen Rückhalt den sie braucht für hartes Durchgreifen gegen diese ständige Gefahr der Sicherheit unserer Nation.“

1927. Steve Kaslov gründet in den USA die Roma Red Dress Association; er trifft Präsident Franklin Roosevelt, um für Unterstützung der Romani Rechte zu werben.
In der Tschechoslowakei verbietet Gesetz Nr. 117 Romani Nomadentum und verbietet Nomaden, „das Leben von Zigeunern“ zu leben. Roma Identitätskarten werden eingeführt. Kinder unter 14 Jahre können von ihren Familien entfernt und Erziehungsheimen oder respektablen Familien übergeben werden.
R.L. Turner beweist, dass die Phonetik der Romani Sprache früher mit der zentralen Gruppe von Hindi Sprachen in Indien verbunden war.
Am 3. November wird ein preußisches Ministerialdekret erlassen, laut dem alle Roma auf die selbe Weise dokumentarisch registriert werden müssen wie „Individuen, die steckbrieflich gesucht werden, mit Zeugen, Fotos und Fingerabdrücken“. Kleinkindern werden die Fingerabdrücke abgenommen, Kinder über sechs Jahre müssen bereits Identitätskarten mit ihrem Foto tragen. Zwischen dem 23. und 26. November führt die Polizei in ganz Preußen Razzien in Roma-Gemeinden durch, um das Dekret vom 3. November durchzusetzen. Dies resultiert in 8000 Registrierungsprozessen.
Bayern erlässt ein Gesetz, das es Roma und Sinti verbietet, in Familiengruppen zu reisen oder Feuerwaffen zu besitzen. Individuen über 16 Jahre können mit Arbeitslagerhaft bestraft werden, während jene ohne Beweis für eine Geburt in Bayern des Landes verwiesen werden.
In Russland wird die Zeitschrift Romani Zorya (Romani Dämmerung) gegründet. Sie beginnt ihre Publikation 1929. ‚

1928. In Bayern wird eine Verordnung anerkannt, die Sinti und Roma unter permanente Polizeiüberwachung setzt. Im Mai wird dasselbe Gesetz nochmals erlassen und bestätigt. Dieses Gesetz verstößt direkt gegen die Verordnungen der Weimarer Verfassung. Professor Hans F. Günter schreibt “die Zigeuner haben fremdes Blut nach Europa gebracht.”

1929. Am 3. April wird der Kompetenzbereich des Münchener Informationsbüros als Konsequenz aus dem Gesetz von 1926 auf ganz Deutschland ausgeweitet; Die deutsche Kriminalpolizeikommission nennt es in Zentralbüro zum Kampf gegen Zigeuner in Deutschland um. Am 16. und 17. April wird Polizeidienststellen im ganzen Land befohlen, Fingerabdrücke und andere Daten über Roma sowohl an dieses Büro als auch an das Interpol-Hauptquartier in Wien zu schicken. In enger Zusammenarbeit setzen diese beiden Behörden Restriktionen für die Reisefreiheit von Roma ohne Dokumente durch, und verhängen Haftstrafen von bis zu zwei Jahren in „Rehabilitierungslagern“ für Roma im Alter von 16 Jahren oder älter. In der UdSSR wird Nikolai Pankovs Buch Buti I Dzinaiben (Arbeit und Wissen) veröffentlicht.

1930. Michael Kwiek II. folgt seinem Vater Gregory als “König der Zigeuner” in Polen und wird als solcher von der polnischen Regierung anerkannt. In der UdSSR erscheint die erste Ausgabe von Nevo Drom (Neuer Weg). Der norwegische Journalist Scharfenberg empfiehlt die Sterilisation aller Roma.

1931. Das Moskauer Zigeunertheater (Theatre Romen) wird als sowjetisches Experiment gestartet; es existiert heute immer noch.