Wir wissen nicht genau, wann die ersten Sinti nach Hamburg kamen, doch vermutlich war es schon im 15. Jahrhundert. Aus dieser Zeit ist ihre Anwesenheit in anderen norddeutschen Städten, wie etwa Lübeck, bekannt. Roma zogen erst im 19. Jahrhundert in die Stadt. Mit der Industrialisierung konnten viele am Rande der Großstädte Arbeit und eine Wohnung finden.Familien, die erst vor einer oder zwei Generationen, nach Aufhebung der Leibeigenschaft, aus Osteuropa nach Deutschland zogen, versuchten sich niederzulassen. Doch trotz des allgemeinen Bedarfs an Arbeitskräften und der Offenheit, der sich die Hansestadt bereits rühmte, war der Niederlassungsweg von Roma in der Stadt von Einschränkungen und „Abwehrmaßnahmen“ begleitet.
1890 verbot die Stadt durch einen Erlass den Zutritt für „jeden Zigeuner, der nicht zweifelsfrei nachweisen konnte, dass er deutscher Staatsbürger ist.“ Bei inländischen Zigeunern schloss sich 1891 Hamburg der Praxis anderer Städte an, ihnen keine Arbeitsbücher auszustellen, ohne die eine geregelte Arbeitsaufnahme ausgeschlossen war.Auch die Erteilung von Wandergewerbescheinen wurde strenger gehandhabt in der Erwartung, dass dadurch viele Sinti und Roma die Stadt verlassen würden. Das taten jedoch nur wenige, denn auch in anderen Regionen Deutschlands galten in Bezug auf Zigeuner ähnliche Bestimmungen. Maßnahmen, die dazu gedacht waren, Sinti und Roma aus der Stadt zu verdrängen, führten letztendlich dazu, ihre wirtschaftliche Existenz zu zerstören, sie in Armut und in soziales Elend zu treiben. Viele waren auf Gelegenheitsarbeiten angewiesen oder wurden von der Sozialunterstützung abhängig.